AUSBILDUNGSKONZEPTE

Rahmensetzung: Diagnose, Vertragsarbeit,
Beendigung von Supervisionsprozessen

Für meine Arbeit gelten einige Grundprinzipien, die ich als Basissäulen definiere, um eine reibungsarme und konstruktive Zusammenarbeit mit den SupervisandInnen, aber auch mit der Organisation in ihrer Gesamt­heit zu erreichen.

Innerhalb der ersten 3-5 Sitzungen mit den eigentlichen SupervisandInnen versuche ich auf dem Hinter­grund der oben aufgeführten Konzepte eine Diagnose zu definieren, die mir einen generellen Interventions­rahmen innerhalb einer Institution definieren hilft, um an einer Problemlösung zu arbeiten. Hierzu dienen mir die Materialien aus den berichteten Informationen, Erfahrungen, die ich im Kontakt mit verschiedenen Ein­rich­tungsteilen oder MitarbeiterInnen mache, explorative Daten aus dem Umgang mit kreativen Medien, Fra­gebögen (z.B. Teamdiagnose) oder Beobachtung. Diese Informationen analysiere und verdichte ich, um sie verständlich und erinnerbar zu vereinfachen.

Zur Diagnostik, die prozessual von mir angelegt ist, ziehe ich die Logik und Widersprüchlichkeiten in den fol­genden Bereichen von Tätigkeit heran:

Bereich Kriterium
Corporate Identity, Selbstbild Klarheit
Auftrag der Einrichtung Transparenz
Klientel Struktur der Zusammenarbeit
Qualifikationen der MitarbeiterInnen Tätigkeitsfelder
Kompetenzen Informationswege / Informationsfluss
Kooperationsstrukturen Gruppengrenzen, Koalitionen
MitarbeiterInnen formelle, informelle Strukturen
   
   

Der nächste Schritt besteht in der Aushandlung eines inhaltlichen Supervisionskontraktes, der zu einem größtmöglichen gemeinsamen Nenner der Zusammenarbeitsbedingungen und Grenzen im Hinblick auf den Gegenstand der Supervision führen soll. Eine gemeinsame Problemsicht und das Akzeptieren des/der zu bearbeitenden Probleme/s durch die SupervisandInnen ist hierbei das Hauptziel. Zusätzlich hat es sich nach meinen Erfahrungen bewährt, auch die "Schutzklauseln" bezogen auf personelle Veränderungen wäh­rend eines Supervisionsprozesses durch die Vorgesetzten, sowie die klare Regelung des Schutzes der Schweigepflicht ggb. Vorgesetzen durch den Supervisor explizit aufzunehmen und festzuschreiben.

Meine Abbruchkriterien für einen supervisorischen Prozess sind definiert und werden von mir zu Beginn eines Prozesses bekanntgemacht, um Klarheit über diese Möglichkeit zu schaffen und eine harte Konfrontation an­zukündigen für den Fall, daß eine Abwertung der geleisteten Arbeit stattfinden soll. Sie sind:

  • längerdauernde verdeckte oder destruktive Ebene von Macht- u. Manipulationsstreben
  • Grenzüberschreitungen oder Gewaltthemen, die nicht verhandelt werden können
  • nicht reflektierbare Abwehrmechanismen, die zur langanhaltenden Vermeidung des eigentlichen Problems und seiner Lösung führen
  • keine Möglichkeit, Blockaden im Supervisionsprozess konstruktiv mit den SupervisandInnen und/oder der Leitungsebene zu klären.

 

Integratives Methodenrepertoire

Als Methoden der Supervision arbeite ich mit kreativen Medien (Stimme, Farben, Körper, darstellenden Formen wie Rollen- oder Puppenspiel, Modellieren etc.), da sie einen hohen Verdichtungscharakter erzielen und viel Material zur Weiterarbeit liefern.

 

Erlebnis- und Erfahrungsorientierung

Mein Supervisionskonzept steht auf den Säulen der Erlebnis- und Erfahrungsorientierung. Menschen verändern sich und wachsen durch einen dialogischen Beziehungsprozess mit anderen und emotional bedeutsamen Erlebnissen und Erfahrungen mit ihnen. Selbstwissen und Bewußtseinsbildung entsteht durch die kritische Selbstreflektion individuellen Verhaltens. Lernen trägt auf diese Weise zur Verselbständigung von Menschen bei, sobald es dialogisch angelegt ist und gestaltet wird.

FREIRE unterscheidet dabei drei Ebenen der Bewusstseinsentwicklung und des daraus resultierenden Problemlöseverhaltens:

magische Phase Individuen passen sich an bestehende Verhältnisse an
Konzentration auf die Sicherung materieller Existenz
bestehende Ordnung wird passiv akzeptiert
   
naive Phase Systemprobleme werden als individuelle Probleme gesehen
Lösungen sind nur individuell möglich
   
kritische Phase Unterscheidung zwischen individuellen und Systemfehlern findet statt
Möglichkeit der solidarischen Veränderungspotentiale wird erkannt

So leistet die erlebnis- u. erfahrungsbezogene Vorgehensweise ihren Beitrag zur Entwicklung eines kritischen Bewußtseins, das im Wechsel von Reflektion und Aktion einen Prozess persönlichen Wachstums ermöglicht.

 

Leben ist ein autonomes, dynamisches Ereignis, das zwischen dem Organismus und der Um­gebung stattfindet; Lebensprozesse neigen nicht nur dazu, das Leben zu erhalten, sondern auch dazu, den momentanen Status Quo des Organismus zu überschreiten

Angya (Wippich, 108)

 

Es sind immer die beiden Pole: wie befinde ich mich innerlich und wie sehe ich das Äußere. Ich glaube man kann nicht die Augen schließen und in sich hineinschauen, um etwas zu er­fahren. Man muß immer den Umkreis miteinbeziehen. Und je mehr man seinen Umkreis und die Beobachtungsgabe erweitert, je mehr sieht man, wie sich alles um einen herum bewegt und nimmt diese Beweglichkeitserfahrung dann in sich auf. Wenn man etwas ausdrückt be­nutzt man das dann.

Katya Delakova